Texte über sich selbst zu verfassen ist verdammt schwer. Selbst als Blogger, der doch gerade so etwas als eine leichte Übung jeden Tag zum Aufwärmen machen sollte. Ganz so einfach ist es nicht. Gerade die Frage nach dem „Was“ ist es, die einem zur Verzweiflung treibt. Pikante private Details, damit die gesamte Nachwelt mein Leben nachvollziehen kann, oder doch lieber den Steckbrief?
Schweizer Glücksspielexperten, komplizierter Nachname. Kann man so anfangen? Mein Geburtsort (Georgsmarienhütte) und Geburtsname sind außergewöhnlich. Bietet sich an. Jetzt noch schreiben, dass man auch eine außergewöhnliche Person ist, ein Individualist und schon ist der Anfang geschrieben. Nein! Das wäre zu leicht. Dann könnte ich direkt das hohe Loblied auf den Genius unserer Zeit schreiben: mich. Selbstverliebtheit ist zwar nicht schlecht, aber in diesem Maße sollte man es doch auch nicht zeigen. Also irgendwie anders.
Steckbriefartig wäre der zweite Vorschlag.
Alter: 22
Augenfarbe: blau-braun
Haarfarbe: braun
Es klingt und liest sich nicht schön. Dazu habe ich doch in der Grundschule unzählige Freundschaftsbücher mit meinen Eckdaten gefüllt. Leiht euch die aus, wenn ihr noch mein Lieblingsessen und meinen Lieblingsbuch wissen möchtet.
Dabei kommt mir noch eine Idee. Man könnte einen ganz gewöhnlichen Text schreiben.
Hallo liebe Leser, ich höre gerne gute, schnelle und laute Musik. Die meisten meiner Lieblingsbands werden dem Rockgenre zugeschrieben. Nebenbei höre und spiele ich auch Klavier, weil es ein sehr beruhigendes Instrument ist.
Seit zwei Jahren gucke ich regelmäßig mit ein paar Freunden alle möglichen Horrorfilme und bin enttäuscht, dass wir die Videothek bald schon durchgeschaut haben.
Lesen kann ich auch schon seit der Grundschule. Die Aussage, dass ich unbekannte Texte ohne Vorbereitung lesen kann, habe ich sogar schriftlich von ganz oben bestätigt. Meine liebe Grundschullehrerin hat das direkt im ersten Schuljahr erkannt. Wenn ich dann mal ganz ohne Vorbereitung ein Buch aus dem Regel ziehe befindet sich neben Satire- und Trivialliteratur, auch ein Schriftstück von Ellis Peters oder irgendeinem Philosoph darunter. Meine Neugierde ist da unbegrenzt. Es soll sogar Leute geben, die mich mal mit einer Bravo gesichtet haben, aber es ist doch nur ein Gerücht.
Ich merke, dass man mit gewöhnlichen Texten am Weitesten kommt. Ich könnte noch über meine Vorliebe für gutes Essen, gesellige Abende und nette Menschen berichten. Wie man das auf unzähligen „About Me“-Seiten schon gesehen hat. Aber das würde mich nicht zufrieden stellen.
Wie ich oben schon geschrieben habe, bin ich ja nicht gewöhnlich. Man muss ja gerade durch diese Texte zeigen, dass man mit Worten umgehen kann. Schließlich hat man Abitur und schimpft sich Akademiker. Da muss man doch beweisen, dass man auch ein wenig Witz und Ironie besitzt. Aber wie schreibe ich nun ironisch, dass ich gerne Schwimmen gehe und Basketball spiele? Wie beschreibe ich jetzt zynisch, dass ich ein sehr offener Mensch bin?
Nein, einen Text über sich selbst zu schreiben ist wirklich nicht einfach. Es ist eine literarische Herausforderung. Nachdem ich mehr als zwei Jahren blogge bin ich ihr immer noch nicht richtig gewachsen.
Es wird noch einige Zeit dauern, bis ich kunstvoll beschreiben kann, dass ich viele Jahre Webdesigner bin und Kunst ein großes Hobby von mir ist. Oh mein Gott. Wie gerne würde ich mein gesteigertes Interesse an Geschichte und Mythologie in blumiger Sprache beschreiben können. Gefüllt mit wunderschönen Adjektiven, in einem interessanten Satzbau. Mal schnell mal langsam müssten solche Texte geschrieben werden. Mit Aneinanderreihungen. Mit Ellipsen.
Einen Text den man über sich selbst schreibt, muss wie eine Melodie erklingen. Mal dramatisch, mal ruhig. Wie im richtigen Leben. Ein Auf und Ab.
Es muss den Lebensweg des Menschen repräsentieren und ihn in Worte wiedergeben.
Glücklicherweise gibt es das Internet noch eine Weile. Vielleicht werde ich irgendwann noch einmal probieren das Leben eines glücklichen Optimisten in Worte zu fassen.
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